Mit Hausbooten und WEP Unterstützung aus der Krise
Kein Theater, keine Konzerte, keine Feste, keine Messen. Stattdessen leere Kassen und Kurzarbeit. Die Kultur- und Veranstaltungsbranche steckt wegen Corona besonders tief in der Krise. PreussMesse in Holm hat trotzdem nicht resigniert. Das gestandene, erfolgreiche Messebauunternehmen mit 175-jähriger Tradition will es jetzt erst recht wissen. „Kreativ sein ist schließlich unser tägliches Brot. Deshalb haben wir uns mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an einen Tisch gesetzt und nach Alternativen gesucht“, erzählt Seniorchef Peter Preuß, der den fünfzigköpfigen Familienbetrieb zusammen mit Tochter Sabine Lewin leitet. Herausgekommen sind dabei gleich mehrere neue Geschäftsideen und die Zusammenarbeit mit der Fachkräfteberatung der WEP Wirtschaftsförderung. Im Mittelpunkt steht als besondere Herausforderung das Hausboot-Projekt „MyAnyPlace“.
Messebauer können viel mehr
Handwerk und Design, Marketing und Vertrieb, IT, Logistik und vieles mehr - das Messebauteam von Preuss vereint in sich ein vielfältiges Know-how, das sich ebenso vielfältig nutzen lässt. Aus etlichen Vorschlägen konnte das Portfolio deshalb praxistauglich und zügig erweitert werden um die Geschäftsfelder
- Hybride und digitale Messekonzepte, unter anderem mit Corona sicherem Messestand, virtuellen Showrooms, Webinaren und Kooperationsprojekten mit Messegesellschaften,
- Hygieneschutz mit Produkten wie Spuckschutz und Acryl-Trennwände,
- „Comfoil“, einer neuen Preuss-Marke für diverse funktionelle und dekorative Spezialfolien.
Die Idee für ein völlig neues Geschäftsmodell hatte Peter Preuß, der seine maritimen Ambitionen ins Spiel brachte. Schon seit sechs Jahren vermietet er in einem Travemünder Yachthafen zwei eigene Hausboote an Urlauber. Die komfortablen Unterkünfte mit Blick auf die Trave sind äußerst begehrte Feriendomizile. „Wir überlegten also, wie sich dieses Thema ausbauen und professionalisieren lassen könnte. Das Ergebnis: Hausboote selbst produzieren und verkaufen“, berichtet Preuß.
Hingucker auf ganz neuem Gebiet: MyAnyPlace
Zügig entstanden in der Preuss-Ideenschmiede - getreu dem Firmencredo „Wir machen Hingucker“ - Entwürfe und Pläne für exklusive, transportable Tiny Houses mit variablem Grundriss, die sich sowohl an Land als auch auf dem Wasser platzieren lassen. So kann der Eigentümer den Standort immer wieder neu und unabhängig wählen. „Wichtig ist auch die Ausstattung mit Steuerstand und Motor, damit das Objekt offiziell als Boot und nicht als Immobilie gilt. So kann man damit gemütlich übers Wasser schippern und genießt - im Falle einer gewerblichen Nutzung - den steuerlichen Vorteil einer nur vierjährigen Abschreibung“, betont Preuss. Da Nachhaltigkeit bei PreussMesse von jeher ganz oben auf der Agenda steht, war zudem klar: Wie die Messestände sollen auch die mobilen Häuser aus umweltschonenden und zertifizierten Materialen gebaut werden. Außerdem sollen sie eine optimale Ökobilanz vorweisen und autark sein durch eine hochwirksame Biokläranlage für Abwasser, eine Wasseraufbereitungsanlage für Trinkwasser und Solarpanels mit Puffer zur sicheren Stromversorgung.
Ergänzend zu den Planungen erfand das Marketing mit „MyAnyPlace“ den passenden Produktnamen. Und der Firmenchef hielt erste Ausschau nach geeigneten Liegeplätzen. „Käufer solcher Objekte werden erwarten, dass wir ihnen attraktive Standorte anbieten können“, ist sich Preuss sicher. In Wedel habe er deswegen in Sachen Stadthafen vorgefühlt, bisher aber ohne Ergebnis.
Richtiges Fahrwasser mit Kurs „Fördermittel“
„Bei einem neuen Geschäftsmodell wird die gesamte Belegschaft mit Veränderungen konfrontiert und es stellt sich natürlich die Frage, wie man das Projekt angehen soll. Außer der Idee und dem formulierten Ziel sind auch Expertise und Geld für die Umsetzung nötig“, so Preuß weiter. Um sich nach staatlichen Fördermöglichkeiten zu erkundigen, kontaktierte er die WEP. „Damit waren wir genau im richtigen Fahrwasser. Fachkräfteberater Kristian Lüdtke konnte uns einen kostenlosen Führungskräfte-Workshop und die Aufnahme in das Förderprogramm Unternehmenswert:Mensch Plus anbieten“, freut sich Preuß.
Führungskräftetraining und Unternehmenswert:Mensch Plus
Im Rahmen der Fachkräfteberatung stellte Lüdtke in einem kurzen Workshop das Thomann Riemann Modell und das DISG Modell vor. Ziel war es, der Geschäftsleitung und der ersten Führungsebene zu vermitteln, welches Potential diese Persönlichkeitsmodelle haben. „Sie können helfen, die Qualifikationen der Mitarbeiter und deren persönliche Stärken zu identifizieren. So lassen sich die Mitarbeiter zukünftig gezielter einsetzen oder auch für neue Anforderungen entwickeln“, erklärt Lüdtke und fährt fort: „Das Förderprogramm Unternehmenswert:Mensch Plus ist für kleine und mittlere Unternehmen bis zu 250 Mitarbeitern die ideale Basis, um gestärkt aus der Corona-Krise herauszukommen. Sie können die Chancen der Digitalisierung und der prozessbeschleunigenden Methode des Agilen Arbeitens kennenlernen und gewinnbringend für sich einsetzen.“ Geboten werden dem Unternehmen eine kostenlose Erstberatung durch den WEP Fachkräfteberater und bis zu zwölf Beratungstage à 1.000 Euro durch einen autorisierten Prozessberater. Die Förderquote liegt bei 80 Prozent.
PreussMesse hat sich von Prozessberater Ulf Schilke aus Pinneberg coachen lassen und die maximale Fördersumme von 12.000 Euro voll ausgeschöpft. Mit seiner Hilfe gelang es dem gesamten Preuss-Team in einem sogenannten Experimentierraum, die bisherige Arbeitsweise auf Agiles Arbeiten umzustellen. Jeder lernte sich und seine Arbeit sowie die anderen und deren Arbeit besser kennen, die Verantwortung verteilte sich auf mehr Schultern. Es entstanden ein besserer Informationsfluss und ein großer Teamgedanke, es führte zu engerer Vernetzung untereinander und zu schnelleren Erfolgen. „Agiles Arbeiten ist eine tolle transparente und strukturierte Arbeitsweise. Wir haben gelernt, Aufgaben mutig und schnell umzusetzen, Fehler als Lernprozess zu nutzen und Blockaden auf dem Weg zum Ziel schnell aufzulösen. Das neue Arbeiten hat uns begeistert. Diesen eingeschlagenen Weg werden wir beibehalten“, urteilt Peter Preuß.
Der Wohntraum wird Wirklichkeit
Inzwischen ist die Produktion des Hausboot-Prototyps in vollem Gange. Mit Unterstützung regionaler Handwerker entsteht auf zwei stählernen Schwimmkörpern ein 15,5 Meter langer und 4,5 Meter breiter architektonischer Hingucker aus dem nachhaltigen Baumaterial Holz. „Wir hoffen, dass unser ‚MyAnyPlace‘ nun bald vielen Menschen den Traum vom Leben am und auf dem Wasser erfüllen wird und uns einen neuen Geschäftserfolg bringt“, wünscht sich Preuß und spricht damit auch Projektleiter Tim Kopp, dem Projektteam sowie allen anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Seele.
Weitere Information
zu PreussMesse im Internet unter
www.preuss-messe.de und www.myanyplace.de
zur WEP Fachkräfteberatung bei
Kristian Lüdtke,
Telefon (04120) 7077 50
E-Mail luedtke@wep.de
zum Förderprogramm unternehmenswert:Mensch plus unter
www.wep.de in der August-Ausgabe des WEP REPORT online