Kock Unternehmensgruppe: Von der digitalen Innovation in die Pandemie
Mit Vollgas in Richtung Wirtschaft 4.0, mit angezogener Handbremse durch die Wellen der Corona-Pandemie. Kontrastreicher hätte es für die Moorreger Kock Unternehmensgruppe nicht kommen können. „Wir hatten gerade unser erstes innovatives Digitalisierungsprojekt, bei dem es um das Werkzeug-Management geht, auf den Weg gebracht, da wurden wir von der Corona-Pandemie mit all ihren Folgen überrascht. Hygienekonzepte umsetzen, Auftragslage bestmöglich sichern, Lieferprobleme bewältigen – das sind seither die Themen, die unseren Geschäftsalltag dominieren. Dabei würden wir stattdessen viel lieber alle Zeit und Kraft in die digitale Transformation unseres Betriebs stecken“, sagt Geschäftsführer Hannes Kock, der das Unternehmen in dritter Generation leitet.
Sägen, Bohrer und Fräsen für die Industrie Wenn eine Blockbandsäge den Baumstamm zu Brettern verarbeitet und ein Hobel das Holz glättet, eine Kreissäge riesige Kupferblöcke zertrennt, eine Drehmaschine aus Messingstangen Kugelschreiberspitzen fertigt oder ein Rollenschneider große Papierrollen in kleinere zerteilt, dann steht ganz oft der Name Kock dahinter. Das Moorreger Traditionsunternehmen mit 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter sechs Auszubildende, entwickelt, produziert, optimiert, repariert und schleift Schneidwerkzeuge für die Holz, Metall und Papier verarbeitende Industrie. Außerdem handelt es mit Produkten führender Hersteller für Zerspanungswerkzeuge sowie Spann- und Messtechnik. „Wir stellen individuelle Sonderwerkzeuge her und handeln mit Standardprodukten. So können wir für jeden Einsatz eine Lösung anbieten. Unsere hohe Werkzeugqualität ermöglicht längere Standzeiten und steigert die Produktivität“, beschreibt Hannes Kock. Dabei verweist er besonders auf eine patentierte Eigenentwicklung: Die extrem harte „Double Cut“ Bestückungslegierung für Sägezähne.
Digitale Logistikdienstleistung für Kunden-Werkzeuge Vor fast drei Jahren - Anfang 2019 - machte das kreative Kock-Team einen ersten Schritt in Richtung Wirtschaft 4.0. Nach dreijähriger Entwicklung und dem Ausmerzen einiger Kinderkrankheiten konnte es den Kunden eine innovative Logistikdienstleistung für das Werkzeug-Management anbieten.
„Wir haben schon lange die Vision, für unsere Kunden als Full Service Anbieter da zu sein und dafür die Digitalisierung zu nutzen. Grund ist die steigende Anzahl an Sonderwünschen für den Anschliff der Werkzeuge. Heute stellen die Kunden für jeden Arbeitsgang spezielle Anforderungen an ein Werkzeug, verlangen zum Beispiel eine gleichbleibende Maßhaltigkeit bis in den 1000stel-Millimeterbereich. Da macht es Sinn, die Spezifikation für jedes einzelne Werkzeug digital zu verwalten und den bisher üblichen Laufkarten, die jeden Arbeitsschritt begleiten, Adé zu sagen“, begründet Kock die innovative Prozessverschlankung.
Herz des digitalen Werkzeug-Managements ist die sogenannte Data Matrix Codierung eines jeden Werkzeugs, das den Service oder die Herstellung bei Kock durchläuft. Hinter einem individuellen QR-Nummerncode, den die Kock-Experten per Laserbeschriftung aufbringen, verbirgt sich die gesamte, in einer Datenbank hinterlegte Spezifikation des Werkzeugs. Soll es bearbeitet, zum Beispiel geschliffen werden, wird der Code an der entsprechenden Maschine per Lesegerät eingescannt. Alle für diesen Arbeitsschritt relevanten Daten werden so auf den Steuerungscomputer der Maschine übertragen und auf dessen Bildschirm sichtbar. Wem gehört das Werkzeug, wer hat wann was damit gemacht, was ist die aktuelle Aufgabe – dies und mehr hat der Präzisionswerkzeugmechaniker auf einen Schlag im Blick. Die neuen Daten aus seinem Arbeitsgang werden ebenfalls in der Datenbank gespeichert. Auch in der anschließenden Qualitätskontrolle und zur Auftragsbearbeitung wird das neue digitale System genutzt. Den Vorteil für die Kunden beschreibt Kock so: „Dank der Datenbank können wir für jedes einzelne Werkzeug individuelle Anforderungen hinterlegen, den gesamten Lebenszyklus des Werkzeugs verfolgen und seinen Einsatz beim Kunden optimieren. Als weitere Dienstleistung im Toel Management stellen wir unseren Kunden übrigens einen Werkzeugschrank mit automatischer Ausgabe zur Verfügung. Unsere Datenbank sagt uns, wann wir die darin enthaltenen Werkzeuge in unseren Service nehmen oder gegen neue austauschen müssen. So verfügt unser Kunde immer über einsatzbereites Werkzeug und muss sich nicht selbst um Instandhaltung und Neuanschaffung kümmern. Unsere Dienstleistungen werden inzwischen sehr gut angenommen. Und auch unsere Mitarbeiter sind von dem digitalen Werkzeug-Management begeistert, auch wenn die Implementierung erst einmal viel Arbeit gekostet hat. “
Fördermittel und neue Arbeitsplätze für innovatives Codiersystem Um die innovative Codierungsidee zu realisieren, nahm Kock über die Landeswirtschaftsförderung WTSH Fördermittel von Land und Bund sowie aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Anspruch, die kleinen und mittleren Unternehmen für Forschungs- und Innovationsprozesse zur Verfügung stehen. So hatte Kock nur die Hälfte der Projektkosten von rund 200.000 Euro selbst aufzubringen. Außerdem entstanden durch das Innovationsprojekt neue Arbeitsplätze. „Wir haben schon zu Beginn der Entwicklung einen Experten für IT und Informatik eingestellt. Mittlerweile ist er im Unternehmen so sehr gefragt, dass er von einem unserer ehemaligen Azubis als Mitarbeiter unterstützt wird. Dieser betreut unter anderem unseren Web-Shop, den die beiden inzwischen aufgebaut haben“, berichtet Hannes Kock und betont, dass er für künftige Digitalisierungsaufgaben gern auch weibliches technisches Personal hätte.
Corona und Lieferengpässe als Bremse „Auf dem Weg zu Wirtschaft 4.0 bremst Corona uns aber leider aus und verlangt uns erstmal so einiges andere ab“, beschreibt Kock den Verlauf seit der pandemischen Hochphase ab April 2020. Der Betrieb habe einen deutlichen Auftragseinbruch erlitten und je nach Abteilung zwischen zehn und 40 Prozent Kurzarbeit einführen müssen. Den Normalbetrieb in der Werkhalle habe man umgestellt auf ein Zwei-Schichten System. Jede Schicht sei mit einem gleich qualifizierten Team besetzt worden, um den Betrieb auch bei Arbeitsausfällen am Laufen halten zu können. Auch die Büromannschaft sei nach diesem Prinzip aufgeteilt worden und habe zur Hälfte vor Ort und zur Hälfte im Homeoffice gearbeitet. Außerdem verfolgt der Betrieb ein strenges Hygienekonzept und setzt stark auf Tests. „Bisher ist alles gut gegangen. Innerhalb unseres Hauses gab es keine Corona-Infektion“, stellt Kock fest. Dennoch hat sein Betrieb, wie viele Unternehmen, unter einer gravierenden Corona-Folge zu leiden: Lieferprobleme bei Materialien. Auf Stahl für Blockband- oder Trennbandsägeblätter, die Sägewerkkunden bestellen, muss der Betrieb doppelt so lange warten wie üblich. Und die Preise sind bis zu 30 Prozent gestiegen. So gut es geht, helfen sich Kock und befreundete Unternehmen gegenseitig aus, um die Kundenwünsche zu befriedigen.
„Mit allen Anstrengungen, Corona-Folgen zu bewältigen, haben wir das Geschäft wieder in ruhigeres Fahrwasser gebracht. Aber es läuft noch längst nicht so gut, wie vor der Krise, und man weiß nicht, was jetzt die vierte Welle bringt. Fest steht: Die Corona-Pandemie schadet der gesamten Wirtschaft sehr. Wir haben zum Glück bisher niemand entlassen müssen, aber in anderen Betrieben sind schon Arbeitsplätze verloren gegangen. Deshalb kann ich nur an alle appellieren, sich impfen zu lassen. Nur so können wir zur Normalität mit florierenden Geschäften zurückkehren“, resümiert Hannes Kock.
Foto: Für solche Blockbandsägeblätter, die Kock für Sägewerke herstellt, ist die Stahlbeschaffung zurzeit sehr schwierig. Foto: Kock
Mehr Information und Kontakt: Kock Unternehmensgruppe
Industriestraße 2, 25436 Moorrege
Telefon (04122) 98760
www.kockgmbh.de