Klein, aber oho – Heede setzt auf Zukunft
Das bis auf einen halben Hektar ausverkaufte, rund acht Hektar große Gewerbegebiet in Heede, das die WEP Wirtschaftsförderung in Kooperation mit der kleinen, zum Amt Rantzau gehörenden Gemeinde vor 20 Jahren naturnah gestaltet entwickelte, ist eine Erfolgsgeschichte. Deshalb wollen Heede und die WEP auf diesem Pfad gemeinsam weitergehen - unter dem Dach der 2017 gegründeten WEP Holding, der Heede und neun weitere Gemeinden aus dem Kreis Pinneberg beigetreten sind. „Wir blicken seit jeher nach vorn und stellen uns gut für die Zukunft auf“, erklärt Bürgermeister Reimer Offermann dazu.
Mit Leib und Seele für Heede
Offermann muss es wissen, denn er hat sein bisher 70-jähriges Leben in Heede verbracht und das Ortgeschehen mit Leib und Seele mitgestaltet, sogar eine Chronik der etwa 500 Jahre alten Gemeinde geschrieben. Schon 1978 begann der gelernte Datentechniker, sich als Gemeindevertreter ehrenamtlich für „sein“ Heede zu engagieren. Nicht mal zehn Jahre später war er stellvertretender Bürgermeister. Seit 1994 lenkt er die Geschicke seines Geburtsortes als parteiloser Bürgermeister, der von einigen der 750 Bürger hin und wieder auch vertrauensvoll als Lebensberater aufgesucht wird – gern in seinem Haus, das genau an der Stelle seines abgebrannten elterlichen Bauernhofes steht und an dessen Hauswand „Gemeinde Heede“ zu lesen ist.
Etwa drei bis fünf Stunden täglich ist er für das Wohl der Gemeinde im Einsatz, am liebsten in seinem häuslichen Büro statt in der Gemeindeverwaltung. Dass Offermanns Arbeit geschätzt wird, zeigen auch seine weiteren Funktionen, etwa beim Amt Rantzau als stellvertretender Amtsleiter und als Vorsitzender des Schulausschusses. „So bin ich für unsere Gemeinde immer gut informiert“, freut sich der agile Ruheständler.
Schöner Wohnort im Grünen
Von ihrer Terrasse blickt das Ehepaar Offermann, das eine Tochter großgezogen hat, direkt in die weite Natur Heedes. Sie ist geprägt durch Binnendünen, Heide, Wiesen, Rosenfelder, die Krückau und das Naherholungsgebiet „Heeder Tannen“. „Früher gab es bei uns an die 60 Bauernhöfe, heute sind es nur noch fünf, darunter ein Bio-Hof. Dafür haben viele Neubürger unsere bewusst ländlich gehaltene Gemeinde für sich entdeckt. Sie schätzen das viele Grün, die nicht zu enge Besiedlung und das dörfliche Miteinander. Wir entwickeln und vermarkten in zwei Abschnitten gerade das zweite zentral gelegene Neubaugebiet für etwa 70 Wohneinheiten und achten auch dort auf Umweltverträglichkeit“, erzählt Offermann. Damit wird Heede seine ohnehin gut gemischte Altersstruktur noch einmal verjüngen, denn vor allem junge Familien fragen die vergleichsweise günstigen Grundstücke an.
Schnelles Internet und gute Kita
Neubürger bringen der Gemeinde ein Mehr an Einkommenssteueranteilen. Dem gegenüber steht die notwendige Anpassung der Infrastruktur. „Wir sind gut aufgestellt“, urteilt Offermann. Die Gemeindeverwaltung wird mit Hilfe des IT-Zweckverbands Kommunit digitalisiert, überall im Ort ist schnelles Internet verfügbar, das als gefördertes Breitbandprojekt in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Barmstedt entstanden ist. Der HVV bietet Schulbusse, die Anbindung des Gewerbegebietes, Verbindungen zu den Bahnhöfen in Barmstedt und Quickborn und nach Henstedt-Ulzburg. In Kita mit Krippe, Waldkindergarten und verlässlicher Grundschule - in gemeinsamer Nutzung mit Hemdingen - werden Kinder in unterschiedlichen Gruppen von 0 bis 6 Jahren beziehungsweise von Klasse 1 bis 4 ganztags betreut. Um dem „Gute-Kita-Gesetz“ zu genügen, wird gerade der 2,4 Millionen Euro teure Neubau der Kindertagesstätte geplant. Weiterführende Schulen gibt es im nahen Barmstedt. Dort wird gemeinsam mit der Stadt auch ein neues, 90 Plätze bietendes Seniorenheim betrieben - eines der letzten kommunalen und deshalb nicht der Gewinnmaximierung unterworfenen Häuser im Land. „Das muss der Staat als Grundversorgung liefern“, findet Offermann.
Zum gesellschaftlichen Leben, für das das Dorfgemeinschaftshaus den Mittelpunkt darstellt, tragen Feuerwehr und Jugendfeuerwehr, die beiden Wählergemeinschaften, der Frauenkreis und diverse Vereine wie der Ortsbauernverband und der FC Heede bei. Kinder-, Jugend- und Seniorenangebote, Spiel und Sport, Osterfeuer, Dorffest, Erntedankfest, weithin bekannter Herbstmarkt, Weinfest – vieles steht im Dorfkalender. „Wir Heeder feiern sehr gern“, merkt Offermann an.
Zweites Gewerbegebiet möglich
Doch nicht nur die ländliche Idylle ist es, was Heede ausmacht. „Wir wollen nicht nur ein schöner Wohnort, geschweige denn nur Schlafort sein. Für ein selbstständiges, funktionierendes Gemeindeleben braucht auch ein kleiner Ort Gewerbe und Arbeitsplätze. Zuerst sind wir für die Entwicklung unseres Gewerbegebiets belächelt worden. Heute schauen die einstigen Kritiker neidisch auf die gelungene Ansiedlung der 15 Betriebe“, sagt Offermann nicht ohne Stolz.
Das Gewerbegebiet am Heeder Ring ist ein Indiz dafür, dass auch ländliche Gegenden als Standort für Unternehmen attraktiv sind. Die Inhaber der Handwerksbetriebe und anderen kleinen bis mittleren Firmen verschiedenster Branchen sind von dem Konzept „Arbeiten und Wohnen“ begeistert. Die gute Lage direkt am Barmstedter Gewerbegebiet, an zwei Landesstraßen sowie in Nähe der B 4, der A 23, der A 7 und der geplanten A 20 tut ihr übriges.
Mit einem Anteil von etwa 35 Prozent spülen diese Betriebe einen Großteil der Gewerbesteuer in Heedes Kasse. Und sie bieten mehr als 80 Menschen Arbeitsplätze. Doch Gemeindechef Offermann und die Volksvertreter denken an Heedes Zukunftssicherung, wollen mehr. „Wir haben Flächen, die wegen der hindurchführenden Landesstraßen nicht geschützt sind und deshalb für weitere Gewerbeansiedlungen genutzt werden könnten. Wir würden gern gemeinsam mit der WEP ein zweites Gewerbegebiet in Angriff nehmen, denn wir wollen uns weiterentwickeln“, formuliert Offermann Heedes Wunsch mit hoffnungsvollem Blick auf die Landesplanung in Kiel, die für die Flächenentwicklungspläne zuständig ist.
Eckdaten zu Heede
Fläche 16 km²
Anzahl Einwohner 750
Anzahl Betriebe 35
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 140
Gewerbesteuerhebesatz 380 %
Grundsteuer A 380 %
Grundsteuer B 390 %