„Ich hab‘ schon als Schülerin Rechnungen ausgetragen“

Kristin Bey freut sich über den Gedenkstein, den die Belegschaft der Firma zum 75. Jubiläum geschenkt hat. Foto: HassPR

Kristin Bey geht jeden Tag sehr gern zur Arbeit. „Ich bin stolz darauf, unseren Familienbetrieb in vierter Generation führen zu dürfen“, sagt die 48-jährige Elmshornerin. Seit 2003 leitet sie zusammen mit ihrem Bruder Ole Heitmann die Jan Heitmann GmbH, ein etabliertes Unternehmen mit 115 Mitarbeitern und 12 Auszubildenden, das sich auf umfangreiche Entsorgungsdienstleistungen spezialisiert hat.


Mit Selbstbewusstsein auf den Chefsessel

„Historisch gesehen ist die Führung eines Unternehmens von Männern dominiert, doch diese Struktur verändert sich zunehmend. In der heutigen Zeit sind Frauen und Männer auf Augenhöhe. Zumindest sehe ich das bei uns im Mittelstand so, in den ich allein schon durch meine Vorstandsarbeit im Verein Initiative Elmshorn einen guten Einblick habe. Immer mehr Männer gehen in Elternzeit, während ihre Frauen weiterarbeiten. Und immer mehr Frauen übernehmen leitende Positionen und damit für andere eine Vorbildfunktion“, erklärt Kristin Bey. Eine Frau könne es mit Selbstbewusstsein und starker Zielorientierung auf jeden Fall auf den Chefsessel schaffen und dort nicht nur als erfolgreiche Führungspersönlichkeit agieren. „Wir können auch Wegbereiterinnen für eine gerechtere und vielfältigere Unternehmenswelt sein, die immer mehr von den verschiedenen Talenten und Perspektiven der Menschen profitiert“, ist sie sich sicher.


Im elterlichen Betrieb groß geworden

Gerade hat der Elmshorner Entsorgungsspezialist sein 100. Jubiläum gefeiert. Aus der Taufe gehoben und angesiedelt hatten ihn die Gründer in ihrem Privathaus in der  Margaretenstraße. Seit 1978  hat die Heitmann GmbH ihren Firmensitz am Gerlingweg und betreibt eine Niederlassung kurz vor Brunsbüttel in Büttel. „Eigentlich ist unser Geschäftsfeld eher eine Männerdomäne, „ sagt Bey lachend, „aber ich bin hier von allen anerkannt. Mein Bruder und ich sind mit dem Betrieb und unseren älteren Mitarbeitern groß geworden. Unsere Eltern hatten uns in der Margaretenstraße schon als Windelkinder ins Büro mitgenommen. Wir erhielten frühzeitig kleine Aufgaben gegen Taschengeld. Als Schülerin habe ich zum Beispiel unsere Rechnungen und die Post ausgetragen. So haben mein Bruder und ich gelernt, was Verantwortung und der Zusammenhalt in einem Familienbetrieb bedeuten. Später war es dann selbstverständlich für uns, das Lebenswerk unserer Eltern in eigener Regie fortzuführen und dem Betrieb und seinen Mitarbeitern eine Zukunft zu sichern.“  


Nachhaltigkeit ein großes Thema

Die Geschwister kooperieren eng miteinander, treffen wichtige Entscheidungen gemeinsam und unterstützen sich. „Aber als Frau hat man einen kommunikativeren Führungsstil“, merkt Bey an. Auch der Rat der Eltern, die selbstredend stolz auf ihre Kinder sind, ist hin und wieder noch gefragt. Kristin Bey, gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau, führt den kaufmännischen Bereich der Firma. Buchhaltung, Investitionen, Personal, Einkauf, Vertrieb, Kundenservice – vieles gehört zu ihrem Alltag. Ihr Bruder, ein Ingenieur für Ver- und Entsorgung, ist für Technik, Digitales und Innovation zuständig. Besonders Themen wie nachhaltiges Recycling und Energieeffizienz stehen bei ihm Fokus. „Nachhaltigkeit betrifft bei uns jedoch nicht nur den Umweltschutz, sondern auch soziale und wirtschaftliche Aspekte. Nur so können wir eine bessere Zukunft für kommende Generationen ermöglichen“, hebt Bey hervor.  


Die Chefin packt überall mit an

Doch auch die Frau der Zahlen ist technikaffin und tauscht ihren Schreibtisch gern mal mit der Sortieranlage oder fährt mit Radlader oder LKW über das Gelände. „Ich sitze nicht auf meinem Bürostuhl und dirigiere. Wenn Not am Mann ist, packe ich überall mit an. Selbst an Wochenenden oder feiertags, damit unsere Mitarbeiter zu Hause bleiben können und unsere Kunden trotzdem den besten Service bekommen. Einmal haben mein Bruder und ich sogar an einem Pfingsttag mit unserem Reinigungsfahrzeug eine Straße von Milch befreit, die ein Tankfahrzeug verloren hatte“, erzählt die Heitmann-Chefin und betont, wie wichtig ihr die gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit ihrem Bruder und mit den Mitarbeitern ist: „Wir sind hier eine große Familie, unterstützen uns gegenseitig, erleben Höhen und Tiefen gemeinsam. Mein Bruder und ich haben immer ein offenes Ohr für die Mitarbeiter. Viele arbeiten mehr als 20 Jahre bei uns und sind sich bewusst, dass unser Unternehmen mit der Zeit geht und sich kontinuierlich auch in ihrem Interesse weiterentwickelt. Das alles schafft Teamgeist und ein starkes Vertrauensverhältnis, auch zu mir als Geschäftsführerin.“  

Gern hätte Kristin Bey in jungen Jahren den LKW-Führerschein gemacht um bei den Transporten über die Straße aushelfen zu können. Ihrem Vater gefiel die Idee nicht. „Erst als ich 40 Jahre alt wurde, wollte er mir die Ausbildung dann doch schenken. Aber da hatte ich schon genug mit Betrieb und Familie zu tun und wollte den aufwändigen, mehrmoduligen Schein für unsere Branche nicht mehr machen. Ich lege für unseren Fuhrpark lieber den Fokus auf die Ausbildung junger Menschen zum Berufskraftfahrer. Mit zehn Azubis sind wir trotz Nachwuchs- und Fachkräftemangels zurzeit gut dran“, erzählt sie.


Reiten und Familienzusammenhalt geben Kraft

Ihre Kraft für die verantwortungsvolle Aufgabe als kaufmännische Geschäftsführerin schöpft Kristin Bey aus ihrem Hobby Reiten, das sie schon ein Leben lang begleitet, und aus dem Zusammenhalt der Familie, der viele Hürden überwinden hilft. Ihr Mann, der beruflich ganz andere Wege geht, unterstützt sie mental und bei der Familienarbeit. Ihr 16-jähriger Sohn ist in ihre Fußstapfen getreten und erlernt den gleichen Beruf. Auch die 8-jährige Tochter ihres Bruders ist mit dem Familienbetrieb schon vertraut. „Beide kennen unseren Betrieb von Kindesbeinen an und interessieren sich dafür. Wer weiß, vielleicht haben wir mit ihnen die fünfte Heitmann-Generation vor uns – und damit auch wieder eine Geschäftsführerin“, blickt Kristin Bey hoffnungsvoll in die Zukunft.

Mehr Information zur Jan Heitmann GmbH, die sich auch bei der WEP Standortkampagne für den Kreis Pinneberg engagiert, unter
www.heitmann-entsorgung.de
und im WEP Report unter
WEP REPORT Ausgabe 03/2023

Wenn Not am Mann ist, packt Kristin Bey auch außerhalb des Büros an, zum Beispiel hier in der Sortieranlage. Foto: HassPR

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