Heitmann Entsorgung nimmt an Modellprojekt für Energie­effizienz und Klimaschutz teil

Lichtwellenleiter, sprich: Glasfaserkabel, gewährleisten eine schnelle digitale Kommunikation, die dem Technischen Leiter Jan Willhöft auch ein sicheres Strommanagement und jederzeit die Echtzeit-Kontrolle der Anlagen ermöglicht. Foto: HassPR

Die Firma Heitmann, ein alteingesessener Elmshorner Entsorgungsfachbetrieb, ist Mitglied im Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerk der Regionalen Kooperation (RK) Westküste. Wie es dazu kam und was das bedeutet, erzählt der Technische Leiter des Betriebs, Jan Willhöft, dem Redaktionsteam des WEP Report.

WEP Report: Herr Willhöft, wie sind Sie auf dieses Modellprojekt der RK Westküste aufmerksam geworden und was hat die Firma Heitmann veranlasst, sich dort zu engagieren?

Willhöft: Unser Senior Jan Heitmann hatte Kontakt zu der egw, also der Entwicklungsgesellschaft Westholstein, und so von dem Projekt gehört. Die egw ist Projektträger und hat ihren Sitz in Brunsbüttel, also nicht weit entfernt von unserer Niederlassung in Büttel. Von dem Projekt angetan sind wir, weil Energieeffizienz und Klimaschutz für uns als Entsorgungsbetrieb schon lange einen ganz besonderen Stellenwert haben. Jetzt zu den fünfzehn mittelständischen Betrieben an der Westküste zu gehören, die gemeinsam möglichst viel CO2 einsparen wollen, ist für uns eine willkommene Herausforderung und ein weiterer Schritt in Sachen Nachhaltigkeit.

 

Was heißt konkret „einen ganz besonderen Stellenwert“?

Nun, wir haben schon vor diesem Projekt stetig an unserem ökologischen Fußabdruck gearbeitet, zum Beispiel mit innovativer Technik. 2018 haben wir ein neues Schneidsystem für die Kanalballenpresse angeschafft, das den Durchsatz per Stunde erhöht. Dadurch kann die Presse auch energieeffizienter arbeiten, weil sie weniger Kraft zur Verarbeitung der Materialen benötigt. 2020 gab es eine neue Gewerbeabfallsortieranlage. 2019 haben wir eine Halle komplett auf LED-Beleuchtung umgerüstet. Diese Maßnahmen haben uns eine Stromeinsparung von rund 27.040 kWh pro Jahr eingebracht. Lichtwellenleiter haben überdies die IT-Kommunikation schneller und papierloser gemacht. Insgesamt haben wir für diese technischen Verbesserungen und verschiedene bauliche Maßnahmen etwa 4,5 Millionen Euro investiert.

Speisereste aus Kantinen und Restaurants werden zu Biomasse zerkleinert für die Strom- und Wärmeerzeugung in Kraftwerken. Foto: HassPR

Sie brauchen doch auch viele Fahrzeuge. Wie sieht es damit aus?

Das stimmt. Unsere Fahrzeuge werden turnusgemäß ausgewechselt. Dabei achten wir natürlich auf ihre Energieeffizienz, etwa darauf, dass sie exakt ihren jeweiligen Aufgaben und den geografischen Bedingungen angepasst sind. Ein neuer LKW zum Beispiel muss nicht nur mit Diesel sparender Technik ausgestattet sein, er soll auch nicht übermotorisiert sein. Kostenpunkt pro Fahrzeug: je nach Typ und Einsatzgebiet zwischen 70.000 und 350.000 Euro. Und für 80.000 Euro haben wir 2021 unsere Betriebstankstelle samt Waschplatz auf den neuesten Stand gebracht und enegieeffizienter gemacht.

Haben Sie auch geplant, Elektro-LKW anzuschaffen?

Wenn die Kosten denen eines vergleichbaren Diesel-LKW entsprechen und die Infrastruktur in der Straße, also die Leistung der Kabel, für eine eigene Stromtankstelle gegeben ist, dann gerne. Wir planen aber eher, mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge einzusetzen, sobald es möglich ist.

Und was geschieht jetzt im Rahmen des Pilotprojektes, das ja im Sommer 2022 begann?

2022 haben wir in einen neuen 200-kW-Elektro-Shredder für die Gewerbeabfallsortieranlage 500.000 Euro investiert. Gegenüber dem alten Diesel-Shredder mit 235 kW ist er sehr viel sparsamer. Er hat einen viel höheren Wirkungsgrad, außerdem ein besseres Schneid- und Brechverhalten dem Material gegenüber. Dadurch ergibt sich ein besseres Fließbild in der Sortieranlage. Und die Wartungsarbeiten am Schneidwerk sowie am Motor sind viel weniger aufwendig oder entfallen.

Bringt deutlich mehr Effizienz: der 2022 mit neuem Schneidsystem ausgestattete Elektro-Shredder der Sortier- und Zerkleinerungsanlage. Foto: HassPR

Das ist aber noch nicht alles, weshalb Heitmann als Projektteilnehmer gelobt wird, oder?

Nein, natürlich nicht. Aktuell beschäftigen wir uns mit dem Bau einer Photovoltaikanlage. Dafür werden wir zwei Hallendächer mit insgesamt 3.450 Quadratmetern nutzen, auf die 1.358 PV-Module montiert werden. Die Anlage wird eine Leistung von 560 kWp - man spricht hier von Kilowattpeak - haben und soll uns mit rund 460.000 kWh Strom pro Jahr versorgen. Den Unterstand für den nötigen Wechselrichter haben wir schon neben der Trafostation gebaut. Mit allen Nebenkosten wird die Anlage 950.000 Euro kosten. Strom einsparen werden wir außerdem durch die Umrüstung der Beleuchtung auf LED in einer weiteren Halle. Dafür schaut die WEP für uns gerade nach einer möglichen Förderung.

 

Geschäftsführerin Kristin Bey zeigt eines der beiden Dächer, das für die Photovoltaikanlage vorgesehen ist. Foto: HassPR

Wieviel CO2-Einsparung insgesamt hat sich Ihr Unternehmen als Projektziel gesetzt?

Das kann ich noch nicht sagen. Da es sich um ein selbstlernendes Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerk handelt, ermitteln wir Teilnehmer zurzeit erst einmal ein gemeinsames Netzwerkziel, um dann unsere avisierten Einsparungen im Laufe der Netzwerkarbeit konkret beziffern zu können. Aber zur PV-Anlage kann ich schon sagen, dass sie laut Hersteller cirka 211 Tonnen CO2-Emission jährlich einsparen wird.

Und wie muss man sich Ihre Mitarbeit in dem Energieeffizienz- und Klimaschutzprojekt vorstellen?

Wir pflegen den Austausch mit den anderen Netzwerkteilnehmern, besuchen uns gegenseitig und stellen die Effizienz- und Klimaschutzmaßnahmen der Betriebe vor. Die egw stellt hierfür die Plattform und regt Gespräche an.

Danke für das Gespräch, Herr Willhöft.

Die 2020 angeschaffte, moderne Sortieranlage für Gewerbemüll. Fotos: HassPR

Jan Heitmann GmbH

Die Jan Heitmann GmbH ist ein Entsorgungsfachbetrieb mit Sitz in Elmshorn und einer Niederlassung in Büttel in der Wilstermarsch. Das traditionsreiche Unternehmen wurde vor knapp hundert Jahren zunächst als Kohlehandel gegründet. Heute wird es in der vierten Generation von den Geschwistern Kristin Bey und Ole Heitmann geführt. Ihr Vater, Jan Heitmann, steht dem Unternehmen mit seinem großen Erfahrungsschatz als Senior immer noch zur Seite.

Das vielfältige Leistungsspektrum des Betriebs richtet sich an Privatleute, Firmen und Behörden. Es umfasst zum Beispiel den Verleih von Containern, die Flächenreinigung per Kehrsaugwagen sowie den Verkauf von Beton auch in kleinen Mengen und von weiteren Baustoffen, wie Betonblocksteinen, Kies, Sand, Mutterboden, Recycling-Baustoffe, Grand und anderem Schüttgut. Entsorgt werden unter anderem Speiseabfälle, Fette und Öle, Bauschutt, Altholz und Altpapier, Autoreifen, Kunststoffe, Metall- und Elektroschrott, Farben, Geschäftspapiere und Datenträger.

Die angenommenen Produkte und Stoffe werden auf den Recyclinghöfen in Elmshorn und Büttel sortiert und für die vielfältige Wiederverwertung aufbereitet. So entsteht aus geshreddertem Bauschutt Material für den Straßenunterbau, Gartenabfälle werden zu Kompost. Altholz-Shreddergut dient der Spanplatten- und Pellet-Herstellung, Altpapier geht in gepressten Ballen zur Papierfabrik. Aus Kunststoff, wie Folien und Dämmplatten, entsteht das Material für sogenannte Down-Recycling-Produkte, etwa Möbel und Zäune für den Garten. Aus Speiseresten wird Biomasse hergestellt für Strom- und Heizkraftwerke, Fette gehen in die Weiterverarbeitung zu Bio-Diesel oder Kosmetika. „Alles, was wir recyceln, wird einer sinnvollen Wiederverwertung zugeführt. Ein kleinerer Teil, der nicht recycelt werden kann, geht zur Verbrennungsanlage und wird energetisch verwertet, zum Beispiel für die Fernwärmeversorgung“, fasst Jan Heitmann zusammen und betont, dass nicht nur das bewusste umwelt- und klimafreundliche Handeln im Betrieb, sondern allein schon der Gegenstand des Unternehmens zur Einsparung von CO2 beiträgt.

Mehr Information

zum Unternehmen unter
www.heitmann-entsorgung.de

zum Pilotprojekt Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerk unter
https://www.rk-westküste.de/regionalbudget/ausgewaehlte-projekte/u-007-aufbau-eines-energieeffizienz-und-klimaschutznetzwerks-westkueste/

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