Digital in die Zukunft geht auch niedrigschwellig

„Wir stecken mitten in der Digitalisierung. Das ist ja ein Prozess, der ständig fortlebt. Deshalb bin ich hergekommen, um mir neue Impulse zu holen. Die verschiedenen Blickwinkel und der Aufbau der Vorträge waren dafür eine gute Hilfe“, resümiert Jörn Walz von Preuss Messe aus Holm. Sein Seniorchef Peter Preuss und er waren am 19. September neben zahlreichen weiteren Firmenlenkern und Mitarbeitern zum Gartenbauzentrum in Ellerhoop gekommen, wo sich auf einer kostenlosen Informationsveranstaltung der WEP und der WTSH (Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein) alles um das aktuelle Thema Digitalisierung drehte.

Unter dem Motto „Digital in die Zukunft“ zeigten Experten in kurzweiligen Vorträgen auf, warum die Digitalisierung für Betriebe aller Wirtschaftsbereiche so wichtig ist und wie die Transformation auf niedrigschwelligem Weg möglich ist.

WEP Geschäftsführer Dr. Harald Schroers (von links) dankt Baumschuler Dirk Clasen, den Referenten Jannes Köhler und Sebastian Karger sowie WTSH Innovationsberater Dr. Matthias Böttcher für ihren Einsatz. Foto: HassPR

Digitalisierung ökonomisch nutzen

Digitalisierung sei viel mehr als eine technische Angelegenheit. Sie eröffne neue Möglichkeiten für Umsatz und Wertschöpfung. Diese sollten Unternehmen sich zunutze machen, um für die Zukunft im Wettbewerb gut aufgestellt zu sein. Dies stellte Referent Sebastian Karger von der Elmshorner Liquam GmbH, die sich mit digitaler Ökonomie befasst, gleich zu Beginn seines Vortrags klar und betonte, die Digitalisierung müsse strategisch angegangen werden.

Nötig dafür sei ein Umdenken. Nicht mehr Produkt, Mensch und Werkzeuge, sondern Technologie, Code, Data und Software stünden im Mittelpunkt. Durch digital individuell angepasste Prozesse sei es möglich, Betriebsabläufe und Personaleinsätze effizienter zu gestalten. So könne der Betrieb mit seinen Dienstleistungen und Produkten preislich konkurrenzfähiger werden und überdies neue Geschäftsfelder betreten.

Insbesondere die Diversifizierung und die Preispolitik der großen Globalplayer wie Google, Apple, Meta (Facebook) und Amazon, kurz GAFA, benannte Karger als wachsende Probleme, denen es zu begegnen gelte. Diese Vier wertvollsten Unternehmen der Welt dominierten die digitale Landschaft und versuchten ihre Reichweite durch den Erwerb neuer Technologien und Produkte ständig zu erweitern. So böte Amazon Freight zum Beispiel logistische Dienstleistungen zu Spottpreisen an. „Amazon braucht keine großen Margen. Hauptsache ist, der Kunde agiert mit Amazon“, erklärte Karger.

Digitalisieren einfach gemacht

Jannes Köhler von der Itzehoer Univelop GmbH, einem drei Jahre alten Start-up, das  No-Code-Lösungen für die Digitalisierung anbietet, schilderte das grundsätzliche Problem, dem vor allem kleine Unternehmen mit dem Willen zur Digitalisierung gegenüberstehen: „Standardsoftware entspricht nicht den Anforderungen, das ERP-System ist zu mächtig, Eigenentwicklungen sind zu teuer und zu fehleranfällig.“ Seine einfachere und kostengünstigere Alternativlösung: Ein eigenes No-Code-System in Form eines Modulbaukastens als Plattform.

Referent Jannes Köhler stellt in Wort und Bild die unzähligen Einsatzmöglichkeiten für den No-Code-Baukasten vor. Foto:HassPR

Die fertigen Bausteine funktionierten, so Köhler, ohne dass noch eine Zeile Code geschrieben werden müsse, in sich und seien dank einer großen Anwendungspalette überall und unbegrenzt einsetzbar, von der Website bis hin zur digitalen Baustelle. Mit Hilfe der Bausteine könne die Digitalisierung Schritt für Schritt erweitert werden. Auch die Einbindung von KI (Künstliche Intelligenz) und das Andocken an eine bereits vorhandene IT-Struktur seien möglich.

„Analoge Prozesse“, so Köhler weiter, „werden in drei Schritten digital umgesetzt: Soll-Prozesse modellieren, User Interface gestalten und Automatisierung implementieren.“ Ganz wichtig dabei sei die Einbindung der Mitarbeiter, denn sie sollen sich aus dem Baukastensystem bedienen können. Als Vorteile des No-Code-Systems hob Köhler eine schnelle, zuverlässige Einführung, einen planbaren, fristgerechten Projektablauf und die Unabhängigkeit von externen IT-Dienstleistern hervor.

Gregor Klöss, Mitarbeiter der Hacon Betonwerke in Rellingen Foto: HassPR

Gregor Klöss, Mitarbeiter der Hacon Betonwerke in Rellingen, zog eine Zwischenbilanz zu seinem Besuchsgrund: „Wir stecken mitten in der Digitalisierung, aber es ist ja ein agiler Prozess, der nie fertig ist.“ Bei diesen spannenden Vorträgen habe er viel mitgenommen, zum Beispiel, dass man weiterdenken müsse und das No-Code-System individuelle Lösungen und Andockmöglichkeiten biete. Foto: HassPR

Digitalisierung aus der Praxis

Dirk Clasen von der Rellinger Baumschule Johannes Clasen, der das No-Code-System bereits erfolgreich einsetzt, berichtete anschließend praxisnah von seinen Erfahrungen, zum Beispiel von der Nutzung des Systems in der Arbeitsplanung, im Wissensmanagement, in der Warenwirtschaft, in der Kalkulation oder der Auftragsbearbeitung. Das Erfassen von Anfragen und Kundendaten, das bisher händisch gemacht werden musste, so Clasen, sei sogar mit Einsatz von KI digitalisiert worden. Dadurch könne man vielmehr Kunden ansprechen als bisher.

„Alles, was über ERP nicht sinnvoll oder machbar ist, weil - wie beispielsweise Verträge - zu individuell, lösen wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitern mit der eigenen No-Code-Datenbank und docken sie an unser ERP-System an“, erklärte Clasen. Als nächsten Schritt will der Baumschuler seine Handelspartner in das No-Code-System einbeziehen, um nicht alles an Arbeitsvolumen im Haus zu haben.

Das Publikum hängt gespannt an den Lippen der Referenten. Foto: HassPR

Digitalisierung fördern lassen

Innovationsberater Dr. Matthias Böttcher von der WTSH, der die Veranstaltung moderierte und auch Clasen interviewte, stellte die Unterstützungsmöglichkeiten vor, die die Landeswirtschaftsförderung für Unternehmen bereithält, so auch die Förderberatung für Digitalisierungsmaßnahmen. Ein aktuelles Förderprogramm ist unter Förderprogramme - WTSH nachzulesen.

Nicht nur die Fachvorträge, auch das Netzwerken nach einer WEP Veranstaltung schätzen die Teilnehmer sehr. Foto: HassPR

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